Forschung

Bewegung, Spiel und Sport während Corona

Bewegung und körperliche Aktivität während der COVID-19 Pandemie: Einflussfaktoren und Auswirkungen auf Fitness, Motorik und Koordination am Beispiel einer Grundschulkohorte

Die Corona-Pandemie hat erheblichen Einfluss auf das Sportverhalten von Kindern, so wurden u.a. Bildungs- und Sporteinrichtungen geschlossen und zeitweise der Bewegungsradius und die Bewegungszeit eingeschränkt. Sportliche und körperliche Aktivität hängt dabei einerseits von den Zugängen, andererseits aber auch von den individuellen Voraussetzungen wie Fitness, motorische Fertigkeiten oder Motivation ab. Längsschnittliche Daten über die Auswirkungen der Pandemie auf den Alltag, die Entwicklung von motorischen Kompetenzen und die Fitness von Kindern liegen jedoch kaum vor.

Ziel dieser Studie war es folglich, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Entwicklung wichtiger Determinanten physischer und psychischer Gesundheit (bspw. die motorischen Kompetenzen, Fitness und physische Aktivität) längsschnittlich zu untersuchen. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf den Einfluss soziodemografischer Risikofaktoren gelegt. Als weiterer Faktor wurde die Rolle der  digitalen Medien untersucht.

Insgesamt nahmen N = 280 Schüler:innen der ersten bis vierten Klasse an motorischen Testungen (FitnessGram, TGMD-3, KTK) im März 2020 und im Juni 2021 teil. Darüber hinaus wurde die physische Aktivität von 55 Schüler:innen über Accelerometermessungen erhoben. Von 214 Eltern liegen Daten zur Soziodemografie, der Nutzung digitaler Medien und eigenem Sportverhalten vor, die durch einen Fragebogen erhoben wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Entwicklung der einzelnen Komponenten von Fitness und Koordination von der Anzahl der in der Familie gegebenen Risikofaktoren abhängig ist. Kinder aus vulnerablen Familien stagnierten oder verschlechterten sich im Hinblick auf ihre motorischen Leistungen während der Pandemie, während Kinder aus risikoarmen Haushalten ihre motorischen Kompetenzen im Vergleich mit Referenzwerten sogar verbesserten.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Interventionen und politische Maßnahmen zur Förderung von körperlicher Aktivität und Gesundheit insbesondere vulnerable Zielgruppen in den Blick nehmen müssen. Die Prädiktoren körperlicher Aktivität wie Fitness und motorische Kompetenzen, aber auch Selbstkonzept, Motivation und Sportfreude sollten bei der Konzeption von Bewegungsangeboten im Kindesalter für vulnerable Zielgruppen eine zentrale Rolle spielen. Follow-Up-Studien sollten folgen, um die Beobachtung der Verschärfung der sozialen Ungleichheit durch die Corona-Pandemie fortzusetzen.

Das Pilotprojekt wurde mit finanzieller Unterstützung durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen von den Arbeitsbereichen Sportpsychologie (Projektleitung), Neuromotorik und Training, Sozialwissenschaften sowie Bildung und Unterricht im Sport des Instituts für Sportwissenschaft der WWU Münster durchgeführt.

Standort: Institut für Sportwissenschaft, WWU Münster

Projektleitung: Dr. Dennis Dreiskämper, Lena Henning

Laufzeit: 03/2021 – 12/2021