Forschung

Pilotprojekte

Mit finanzieller Unterstützung der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen wurden verschiedene Pilotprojekte zum allgemeinen Kinder- und Jugendsport in NRW sowie zum Schwerpunktthema Inklusion initiiert.

Laufende Projekte

Abgeschlossene Projekte

Inklusion an der Schnittstelle von schulischem Ganztag und Verein (InGaVe)

Im Zuge der Implementierung und Umsetzung von Inklusion im Sinne der UN-Behindertenrechtskommission sind sämtliche gesellschaftlichen Teilbereiche aufgefordert, allen Menschen eine gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen, entsprechende Strukturen bereitzustellen und Maßnahmen zu entwickeln. Die Bildungsinstitutionen und der Sport sind bedeutsame Akteur*innen in diesem Feld und haben jeweils spezifische Konzepte resp. Handlungsempfehlungen entwickelt.

Der schulische Ganztag kann als eine zentrale Schnittstelle zwischen der Bildungsinstitution Schule und dem organisierten Sport betrachtet werden: Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote haben im Ganztag einen festen Platz und machen einen beträchtlichen Anteil im Kanon der Angebote aus, der ohne die Kooperation mit Sportvereinen nicht möglich wäre. Die von beiden Akteur*innen gemeinsam verantworteten Angebote bieten Chancen der sportbezogenen Entwicklungsförderung jenseits formaler Bildungs- und Erziehungsprozesse in der Schule, die auch Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf selbstverständlich zugänglich sein müssen.

Das Projekt verfolgt das übergeordnete Ziel, diesen Kindern und Jugendlichen im inklusiven Setting des schulischen Ganztages den Zugang zu Bewegung, Spiel und Sport zu ermöglichen und fragt danach, wie Inklusion im Ganztag an der Schnittstelle von Schule und Verein entwickelt werden kann.

Dazu werden zunächst die übergeordneten Rahmenbedingungen eruiert, die zu einer als gelungen eingeschätzten Kooperation zwischen ausgewählten inklusiv arbeitenden Schulen und den am Ganztag beteiligten Sportvereinen beitragen. Daran anknüpfend soll auf der Ebene der konkreten in Kooperation stattfindenden Angebote herausgearbeitet werden, wie diese konzipiert werden müssen, damit sie attraktiv für Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf sind und diese daran teilnehmen.

Methodisch werden leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit den jeweiligen Verantwortlichen für die Kooperation von Schule und Sportverein eingesetzt.

 

Standort: Institut für Sportwissenschaft, Bergische Universität Wuppertal

Projektleitung: Prof. Dr. Judith Frohn

Laufzeit: 05/2022 – 04/2023

SPOPSY4Health - Pilotstudie zur Teilhabe an Bewegung, Spiel und Sport bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen

In unserer Pilotstudie möchten wir das Bewegungs-, Spiel- und Sportverhalten von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen (grundsätzlich sowie im Hinblick auf die Folgen der Corona-Pandemie) untersuchen und spezifische Barrieren und Potentiale im Sport identifizieren. Darauf aufbauend sollen in der Folge zielgerichtete und passgenaue Unterstützungsangebote zur Teilhabeförderung im Sport entwickelt werden. Diese Angebote sollen sich sowohl an betroffene Kinder und Jugendliche als auch an Lehrkräfte, Trainer und Übungsleiter richten.

Standort: Universitätsklinikum Münster

Projektleitung: PD Dr. Manuel Föcker, Dr. Matthias Marckhoff

Laufzeit: 04/2022 – 02/2023

Einflussfaktoren auf sportliche Aktivitäten während der Krebstherapie und -nachsorge von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Kontext von Natursport/Wassersport als Beitrag für eine inklusive Sportlandschaft in NRW

Das Projekt ActiveOncoKids, Zentrum Ruhr ist an der Ruhr-Universität Bochum (Sportwissenschaft, Dr. Arno Krombholz) sowie am Universitätsklinikum Essen (Kinderklinik 3, Dr. Miriam Götte) verankert. Es werden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Krebserkrankung, aber auch anderen chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen in ganz NRW angesprochen, damit sie Natursportarten ausprobieren können. Diese sollen anschließend im Idealfall selbstorganisiert und lebensbegleitend ausgeübt werden, um akute Auswirkungen der Therapie (z. B. chronische Müdigkeit (Fatigue-Syndrom), motorische Einschränkungen), aber auch Langzeit- bzw. Spätfolgen (z. B. Übergewicht, Bewegungsmangel) nachhaltig entgegenzuwirken.

Im Rahmen des Projektes sollen fördernde und hemmende Faktoren, aber auch Motivationen und Einstellungen in Bezug auf lebensbegleitende sportliche Aktivitäten erfasst werden. Außerdem sollen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, um bestehende Handicaps beim Sporttreiben in der Natur auszugleichen.

Es werden im Zeitraum vom 01.03.2022 bis 31.12.2022 ca. 25 Angebote zum Ausprobieren von Natur- und Wassersportarten im Rahmen des Projektes angeboten. Dazu sollen auch neue Möglichkeiten durch angepasste Sportgeräte und Hilfsmittel erprobt werden, um bestehende Handicaps auszugleichen (z. B. eingeschränkte Beugefähigkeit bei Prothesen im Kniegelenk, verminderte Sehfähigkeit). Die Datenerhebungen (Interviews und Fragebögen) erfolgen vor allem im Rahmen der Angebote. Anschließend findet die Datenauswertung, -interpretation sowie die Entwicklung und eine erste Implementierung von fördernden Maßnahmen statt.

Standort: Fakultät für Sportwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum

Projektleitung: Dr. Arno Krombholz, Dr. Miriam Götte

Laufzeit: 03/2022 – 12/2022

Bewegung, Spiel und Sport im schulischen Ganztag – Forschungsstand und Perspektiven

Der flächendeckende und kontinuierliche Ausbau von Ganztagsschulen ist ein wesentlicher Faktor für den Trend einer zunehmenden Institutionalisierung der Kindheit. Die Zahl der Schüler*innen im Ganztag ist in den letzten Jahren stetig gestiegen (KMK, 2021). Zusätzlich gewinnt die Ganztagsschule durch den vereinbarten Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Primarbereich von Bund und Ländern an Bedeutung.

Dementsprechend verlagert sich auch die einstige Freizeit von Kindern zunehmend in die Schule. Im Umkehrschluss hat der Ausbau von Ganztagsschulen massive Auswirkungen auf die Lebenswelten der heranwachsenden Generation und in Folge auch auf die Prägung von Verhaltensweisen und Lebensstilen (Neuber et al., 2015). Mit Blick auf Bewegung, Spiel und Sport bietet diese Entwicklung grundsätzlich die Chance einen großen Teil der Heranwachsenden mit qualitativ angemessenen Angeboten sowie bewegungsfreundlichen Rahmenbedingungen im schulischen Ganztag zu erreichen. Hiermit verbindet sich das Potential regelmäßige Bewegungsaktivitäten in den Alltag von Kindern zu integrieren und in diesem Kontext auch Bildungs-, Erziehungs- und Entwicklungsprozesse anzustoßen, die über den regulären Schulunterricht hinausgehen.

Parallel zum Ausbau der Ganztagsschulen hat sich in der Sportwissenschaft ein vielseitiges Forschungsfeld etabliert. Es werden Bedingungen, Ausgestaltungen sowie Wirkungen von Angeboten in zahlreichen kleineren Studien und wenigen größer angelegten Forschungsarbeiten untersucht. Dementsprechend reicht die Anlage der Studien von einer breiten Betrachtung des Forschungsgegenstandes bis hin zu einer Vielzahl an spezifischen standortbezogenen Untersuchungen. Aufgrund unterschiedlicher Konzepte und Ansätze von Ganztagsschulen sind die Erkenntnisse einzelner Studien zum Teil schwer übertragbar.

An dieser Stelle knüpft das Pilotprojekt „Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag – Forschungsstand und Perspektiven“ an. In Ergänzung zu den vorliegenden Überblicksartikeln (u.a. Kuritz, Dinkelacker & Mess, 2016; Naul & Neuber, 2021), soll der zum Teil recht unübersichtliche Forschungsstand systematisch aufbereitet werden und als Grundlage für einen partizipativen Ansatz zur Ableitung zielführender Forschungs- und Transferperspektiven dienen. Aufbauend auf der systematischen Literaturanalyse werden daher Experten*innen aus dem thematischen Kontext in den qualitativen Forschungsprozess eingebunden.

Das Projekt wird mit finanzieller Unterstützung durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen von dem Arbeitsbereich Kindheits- und Jugendforschung im Sport am Department Sport & Gesundheit der Universität Paderborn durchgeführt.

Standort: Sportwissenschaft, Universität Paderborn

Projektleitung: Prof. Dr. Miriam Kehne

Laufzeit: 03/2022 – 12/2022

Literatur:

Kuritz, A., Dinkelacker, M., & Mess, F. (2016). Bewegung und Sport in Ganztagsschulen. Eine systematische Literaturübersicht zum aktuellen Forschungsstand in Deutschland. Sportwissenschaft, 46, 162-178. doi 10.1007/s12662-016-0406-3.

Naul, R., & Neuber, N. (2021). Sport im Ganztag – Zwischenbilanz und Perspektiven. In N. Neuber (Hrsg.), Kinder- und Jugendsportforschung in Deutschland – Bilanz und Perspektive (S. 133-150). Springer VS.

Neuber, N., Kaufmann, N., & Salomon, S. (2015). Ganztag und Sport. In W. Schmidt et al. (Hrsg.), Dritter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht. Kinder- und Jugendsport im Umbruch (S. 416-443). Hofmann.

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK). (2021). Allgemeinbildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland – Statistik 2015 bis 2019 –. Zugriff unter https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentationen/GTS_2019_Bericht.pdf

Schwimmen Lernen in der Schule: Motiviert teilhaben!

Guter Schwimmunterricht für alle ist wichtiger denn je. Die Corona-Pandemie hat zu erheblichem Sportunterrichtsausfall, insbesondere dem schulischen Schwimmunterricht, geführt und das ohnehin bestehende Problem der vielen nicht schwimmfähigen Grundschüler*innen weiter verschärft. Auch sehen sich die Lehrkräfte mit zunehmend heterogenen Lerngruppen und schwierigen organisatorischen Rahmenbedingungen konfrontiert. Wie aber sieht Schwimmunterricht aus, an dem alle Kinder motiviert teilhaben und bestmöglich lernen? Welche Rahmenbedingungen fördern intrinsisch motiviertes Lernverhalten und optimale motorische Entwicklung bei Kindern? Der geöffnete Schwimmunterricht hat sich in der Praxis als ein vielversprechender Ansatz herausgestellt und soll nun die Grundlage für eine erste Auseinandersetzung mit diesen Fragen im Rahmen dieses Pilotprojekts bilden.

Da die Fachliteratur im Bereich des Schwimmenlernens von praktischen Ratgebern und theoretischen Überlegungen geprägt ist, ist es das erklärte Ziel dieses Pilotprojekts, empirisch zu untersuchen, inwiefern sich Erkenntnisse aus der Motivations- und Motorikforschung im Sinne gesellschaftlicher Teilhabe auf das Schwimmen lernen übertragen lassen.

In Zusammenarbeit mit 5 Kölner Grundschulen untersucht dieses Pilotprojekt in einem fünfwöchigen Interventionszeitraum die Wirksamkeit geöffneten Schwimmunterrichts mit hohen Anteilen selbstbestimmten Lernens in z.B. offenen Lernlandschaften oder mittels selbstgewählter Lerninhalte durch die Grundschüler*innen. In einer Vergleichsgruppe wird ein stark Lehrkraft-zentrierter Unterricht mit vorgegebenen Lerninhalten umgesetzt, die denen des geöffneten Unterrichts widersprechen. Begleitet wird der Unterricht von kindgerechten Fragebögen zur intrinsischen Motivation und der Befriedigung des Bedürfnisses nach Selbstbestimmung bezogen auf den Schwimmunterricht. Die Teilnehmenden sind ca. 60 Grundschüler*innen der 3. und 4. Klasse, die nicht schwimmfähig sind und somit besonderen Förderbedarf aufweisen.

Dieses Pilotprojekt wird im Auftrag der Landesregierung durch die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und an der Deutschen Sporthochschule Köln vom Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Abteilung Didaktik und Methodik der Sportarten realisiert.

Standort: Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Abt. Didaktik und Methodik der Sportarten, DSHS Köln

Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Tobias Vogt

Laufzeit: 10/2021 – 04/2022

Bewegung und körperliche Aktivität während der COVID-19 Pandemie: Einflussfaktoren und Auswirkungen auf Fitness, Motorik und Koordination am Beispiel einer Grundschulkohorte

Die Corona-Pandemie hat erheblichen Einfluss auf das Sportverhalten von Kindern, so wurden u.a. Bildungs- und Sporteinrichtungen geschlossen und zeitweise der Bewegungsradius und die Bewegungszeit eingeschränkt. Sportliche und körperliche Aktivität hängt dabei einerseits von den Zugängen, andererseits aber auch von den individuellen Voraussetzungen wie Fitness, motorische Fertigkeiten oder Motivation ab. Längsschnittliche Daten über die Auswirkungen der Pandemie auf den Alltag, die Entwicklung von motorischen Kompetenzen und die Fitness von Kindern liegen jedoch kaum vor.

Ziel dieser Studie war es folglich, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Entwicklung wichtiger Determinanten physischer und psychischer Gesundheit (bspw. die motorischen Kompetenzen, Fitness und physische Aktivität) längsschnittlich zu untersuchen. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf den Einfluss soziodemografischer Risikofaktoren gelegt. Als weiterer Faktor wurde die Rolle der  digitalen Medien untersucht.

Insgesamt nahmen N = 280 Schüler:innen der ersten bis vierten Klasse an motorischen Testungen (FitnessGram, TGMD-3, KTK) im März 2020 und im Juni 2021 teil. Darüber hinaus wurde die physische Aktivität von 55 Schüler:innen über Accelerometermessungen erhoben. Von 214 Eltern liegen Daten zur Soziodemografie, der Nutzung digitaler Medien und eigenem Sportverhalten vor, die durch einen Fragebogen erhoben wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Entwicklung der einzelnen Komponenten von Fitness und Koordination von der Anzahl der in der Familie gegebenen Risikofaktoren abhängig ist. Kinder aus vulnerablen Familien stagnierten oder verschlechterten sich im Hinblick auf ihre motorischen Leistungen während der Pandemie, während Kinder aus risikoarmen Haushalten ihre motorischen Kompetenzen im Vergleich mit Referenzwerten sogar verbesserten.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Interventionen und politische Maßnahmen zur Förderung von körperlicher Aktivität und Gesundheit insbesondere vulnerable Zielgruppen in den Blick nehmen müssen. Die Prädiktoren körperlicher Aktivität wie Fitness und motorische Kompetenzen, aber auch Selbstkonzept, Motivation und Sportfreude sollten bei der Konzeption von Bewegungsangeboten im Kindesalter für vulnerable Zielgruppen eine zentrale Rolle spielen. Follow-Up-Studien sollten folgen, um die Beobachtung der Verschärfung der sozialen Ungleichheit durch die Corona-Pandemie fortzusetzen.

Das Pilotprojekt wurde mit finanzieller Unterstützung durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen von den Arbeitsbereichen Sportpsychologie (Projektleitung), Neuromotorik und Training, Sozialwissenschaften sowie Bildung und Unterricht im Sport des Instituts für Sportwissenschaft der WWU Münster durchgeführt.

Standort: Institut für Sportwissenschaft, WWU Münster

Projektleitung: Dr. Dennis Dreiskämper, Lena Henning

Laufzeit: 03/2021 – 12/2021

Inklusion von Jugendlichen/jungen Erwachsenen mit Behinderungen in Fitnessstudios

Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den Fitnesssport stellt eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Die Ermöglichung des Zugangs und die Partizipation von Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen des Sports sind nicht nur gesellschaftlich wünschenswert, sondern auch sportpolitisch in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. So geht es mittlerweile nicht mehr nur um Rechte, sondern bereits um konkrete Fragen der Angebotsdarstellung und implementierung (LSB NRW, 2020). Während in Folge der Ratifizierung der UNBRK in Deutschland (United Nations, 2009) vor allem das Recht von Menschen mit Behinderungen fokussiert wurde, an Bewegungs, Spiel und Sportangeboten fully fledged teilzunehmen, werden in vorliegender Studie Bedarfe und Haltungen zur Inklusion im Fitnesssport auf verschiedenen Ebenen analysiert. Es handelt sich um eine inter bzw. multidisziplinäre Studie, die auf Theorieanteilen aus den Bereichen Sportmanagement, Sportsoziologie, NonprofitÖkonomie und Sportpädagogik basiert. Das Forschungsprojekt möchte den fitnessbezogenen Sportbedarf von jungen Menschen mit Behinderungen aus Nachfragersicht (individuelle Ebene) analysieren sowie das Potenzial von Angeboten für diese Zielgruppe (Organisationsebene; Fitnessstudios) aus Anbietersicht eruieren. Darüber hinaus werden intentionsbildende Faktoren (Einstellung, Selbstwirksamkeit, soziale Norm) von Übungsleiter*innen und Trainer*innen (intermediäre Ebene) erfasst und auf ihre potenziell moderierende Wirkung hin untersucht. Die kombinierte Analyse der drei Ebenen soll Hinweise darüber geben, inwieweit bereits Passungen zwischen Sportnachfrage und angebot bestehen und in welchen Bereichen mögliche Unterschiede zwischen Nachfragewünschen und Angebotsoptionen noch zu überbrücken sind.

Mit Beantwortung dieser Forschungsfragen adressiert das Projekt mehrere Handlungsfelder des Landesaktionsplans „Sport und Inklusion in NordrheinWestfalen 2019 bis 2022“. So können auf Basis der erhobenen Daten sportart und behinderungsspezifische Breiten und Trendsportangebote entwickelt bzw. weiterentwickelt werden. Darüber hinaus können eine praxisnahe und bedarfsgerechte Fortbildung von Trainer*innen angeboten und Informationen zur Barrierefreien Gestaltung von Sporträumen gewonnen werden.

Zum Download des Projektberichts

Standort: Abteilung Sportwissenschaft, Universität Bielefeld

Projektleitung: Prof. Dr. Pamela Wicker, Prof. Dr. Bernd Gröben

Laufzeit: 03/2021 – 12/2021

Literatur:

LSB NRW. (2020). Gleichberechtigte Teilhabe am Sport. https://www.lsb.nrw/unsere-themen/integration-und-inklusion/inklusion-im-sport
United Nations. (2009). Convention on the Rights of Persons with Disabilities. United Nations.

InkluEx – An Potenzialen ansetzen!

Die Universität Duisburg-Essen (UDE) mit dem Leitbild „Offen im Denken“ zeichnet sich durch ihren Fokus auf den professionellen Umgang mit Vielfalt und Heterogenität aus. Das Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften legt dabei besonderes Augenmerk auf die Förderung von Menschen mit Behinderung im und durch den Sport und folgt dem Aufruf des Landesaktionsplans in Nordrhein-Westfalen „2019-2022 – Gemeinsam für eine inklusive Sportlandschaft“. Ziel dessen ist es, Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote für Menschen mit Behinderung anzubieten, die den individuellen Wünschen und Voraussetzungen entsprechen und weiterhin die selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben in der Gesellschaft zu unterstützen. Um diese Ziele zu verfolgen wurde das Projekt „InkluEx: An den Potenzialen ansetzen!“ ins Leben gerufen.

In enger Zusammenarbeit mit unserem Partner dem DJK Franz Sales Haus e.V. in Essen wird ein Interventionsprogramm entwickelt, das an den Potentialen der Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung ansetzt und die Exekutiven Funktionen fördern soll. Exekutiven Funktionen spielen eine wichtige Rolle für grundlegende Prozesse der Selbstregulation und bestimmen somit die psychische Gesundheit sowie den generellen Erfolg im Leben. Sport bildet dabei einen zentralen Baustein in der Förderung dieser Fähigkeiten. Im Mittelpunkt des Projektes steht somit der Sport als Mittel, um exekutive Funktionen von SportlerInnen mit Behinderung der DJK FSH e.V. zu fördern und dabei ihre individuelle Potentiale als Ausgangspunkt der Förderung zu nehmen. Damit setzt die leitende pädagogisch-didaktische Position an Arbeiten zur „Potenzialorientierten Sportdidaktik“ (Pfitzner, 2019) an.  Die Förderung der exekutiven Funktionen durch Sport kann nachweisbare Effekte erbringen. Dies zeigen auch eigene Studien des Arbeitsbereiches (Boriss, 2015; Pfitzner & Eckenbach, 2017). Insbesondere die Fähigkeit zur Inhibition, die für die Selbstregulation besonders bedeutsam ist, können gesteigert werden. Studien, die in einem Setting angesiedelt sind, in dem mit jungen Menschen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung gearbeitet wird, ohne dass dabei sportliche Interventionen durchgeführt wurden, belegen ebenfalls die hohe Sensitivität des exekutiven Systems gegenüber gezielten Förderanlässen (Hintermair, Heyl & Janz, 2014). Die Befundlage verspricht insgesamt erhebliche Erfolge einer systematischen Förderung des exekutiven Systems im Rahmen von Sport zugunsten verbesserter Fähigkeiten zur Selbstregulation, die sich z.B. in Form angepasster Handlungsmöglichkeiten in neuen Situationen zeigen. Deshalb wird in enger Zusammenarbeit mit der sportlichen Leitung des FSH und dem im Projekt mitarbeitenden Trainer ein das bisherige Training profilierendes Förderprogramm erarbeitet.

Zielsetzung des Projektes ist es, in einem kooperativen Design ein spezifisches, die exekutiven Funktionen betreffendes, Förderprogramm für den Sport von Menschen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung zu erarbeiten. Damit kann ein Beitrag zur Unterstützung der selbstbestimmten und gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben in der Gesellschaft unterstützt werden.

Zum Download des Projektberichts

Standort: Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften, Universität Duisburg-Essen

Projektleitung: Prof. Dr. Michael Pfitzner

Laufzeit: 11/2020 – 08/2021

Schwimmen lernen von Kindern mit Migrationshintergrund – Eine Analyse der Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen

Die Fähigkeit zu Schwimmen ist ein in den letzten Jahrhunderten gewachsenes Kulturgut und eine Voraussetzung, um an der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur aktiv teilhaben zu können. Neben lebensrettenden Zielsetzungen, wie der Prävention von Ertrinkungsunfällen, hat die Schwimmausbildung weitere gesundheits- und entwicklungsbegleitende Funktionen. In der Betrachtung soziodemografischer Dimensionen wird deutlich, dass unter den Nichtschwimmer*innen weniger Kinder mit einem höheren sozialen Status zu finden sind. Wenn das familiäre Umfeld, unter anderem aus kulturellen Gründen, weniger Bezug zum Schwimmen und dem Bewegungsraum Wasser hat, eventuell sogar selbst nicht schwimmen kann, wird der Unterschied durch die ‚intergenerationale Vererbung‘ noch verstärkt und begründet oftmals eine höhere Nichtschwimmer:innen-Quote in der Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund.

Ein wichtiger Baustein für einen flächendeckenden Zugang zur Zielgruppe ist daher der schulische Schwimmunterricht. Das Ziel des Projekts ist es deshalb folgende Fragen zu beleuchten:

  • Welche Rahmenbedingungen des schulischen Schwimmunterrichts nehmen fördernd und hemmend auf die Schwimmfähigkeit von Kindern (mit Migrationshintergrund) Einfluss?
  • Welche Strategien entwickeln Lehrkräfte, um ihren Schwimmunterricht trotz vielfältig heterogener Lerngruppen erfolgreich zu gestalten?

Exemplarische wurden dazu für den Standort Dortmund die personalen und organisationalen Unterstützungsstrukturen am Beispiel von Schwimmassistent:innen respektive lokalen Kooperationen über qualitative, leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeiter:innen aus Schulen, Sportvereinen und der kommunalen Organisationsebene (n=6) beleuchtet. Zudem konnten über eine Online-Befragung und vertiefende Einzelinterviews (n=4) mit Sportlehrkräften Einblicke in die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz durch die Aus- und Fortbildungsstrukturen gewonnen werden.

Die Ergebnisse des Pilotprojektes zeigen, dass die Chancen und Herausforderungen in der schulischen Schwimmausbildung für die Befragten ziel-/altersgruppenübergreifend vielfältig sind. Auffällig sind, aus Sicht der Befragten, sinkende Schwimm-/Wasservorerfahrungen bei Kindern und Jugendlichen aus schwächeren Sozialräumen. Besondere Rahmenbedingungen für Kinder mit Migrationshintergrund, wie beispielsweise die Aufklärung der Eltern sowie der Umgang mit geringen Sprachkenntnissen, Geschlechterrollen und Körperlichkeit, müssen von Anfang an berücksichtigt werden. Aufgrund der allgemeinen Strukturbedingungen (Lerngruppenheterogenität, Personal-/Organisationsstrukturen usw.) rücken sie jedoch oft in den Hintergrund. Der Einsatz von gut ausgebildeten Schwimmassistent:innen und die verstärkte Thematisierung kultursensibler Inhalte und Organisationsmöglichkeiten in der Aus- und Fortbildung von Sportlehrkräften können den schulischen Schwimmunterricht zielgruppengerechter gelingen lassen.

Um diese Erkenntnisse über den Standort Dortmund hinaus zu generalisieren, empfiehlt es sich, das Pilotprojekt auf andere Städte und Kreise in NRW auszuweiten. Darüber hinaus wäre für eine flächendeckende Bedarfserhebung und Überprüfung der Einsatzeffizienz auch die Entwicklung einer schwimmspezifischen Testbatterie von großem Nutzen.

Das Pilotprojekt wird mit finanzieller Unterstützung durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen von den Arbeitsbereichen „Trainings und Bewegung“ (Projektleitung Prof. Dr. Thomas Jaitner) und „Kultur und Gesellschaft“ des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der TU Dortmund durchgeführt.

Zum Download des Projektberichts

Standort: Institut für Sport und Sportwissenschaft, Technische Universität Dortmund

Projektleitung: Anna Sendt, Dr. Veronique Wolter, Prof. Dr. Thomas Jaitner

Laufzeit: 10/2020 – 02/2021